SERIE: TRENDS IM EINZELHANDEL; DIE SICH WÄHREND DER PANDEMIE VERSTÄRKTEN
#3 — Hyperlocal is hot
„Hyperlokale” Einkäufe und Dienstleistungen haben im Zuge der Pandemie einen enormen Aufschwung erfahren. Immer mehr Menschen ziehen es vor, Geschäfte in ihrer Nähe zu besuchen und Produkte zu bestellen, die sofort geliefert werden. In diesem dritten Artikel unserer Einzelhandelsreihe gehen wir darauf ein, warum „hyperlocal“ in Handel an Bedeutung gewonnen hat und wie Einzelhändler auf diesen Trend reagieren.
Den Begriff „hyperlocal” gibt es schon seit einiger Zeit, ist aber seit einigen Monaten in aller Munde. Im Kontext des Einzelhandels bedeutet “hyperlokales Einkaufen”, dass die Verbraucher Produkte in ihrer Nachbarschaft kaufen. Der Ausbruch des Coronavirus hat das hyperlokale Einkaufen in zweierlei Hinsicht gefördert. Erstens hat die Pandemie die Mobilität der Bürger eingeschränkt und viele von uns dazu gezwungen, von zu Hause aus zu arbeiten. Auch wenn die Maßnahmen inzwischen in weiten Teilen der USA und Europas wieder aufgehoben wurden, bleibt Home Office für viele eine Realität. Wenn das Leben wieder zur Normalität zurückkehrt, planen viele Arbeitnehmer, weiterhin von zu Hause aus zu arbeiten, zumindest in Teilzeit. Darüber hinaus überlegen viele Unternehmen, hybride Modelle einzuführen. Dies stärkt die Bedeutung lokaler Angebote wie Geschäfte, Cafés und Restaurants in der Nähe des Wohnorts.
Zweitens hat die Pandemie die Einstellung zum lokalen Einkaufen verändert. Viele Menschen sehen einen größeren Wert in lokalen Angeboten und haben erkannt, dass ihre lokalen Ausgaben die Geschäfte in der Nachbarschaft am Leben erhalten. Eine internationale Studie von Adyen und Opinium ergab, dass zwei Drittel der Befragten auch nach der Pandemie weiterhin bei lokalen Einzelhändlern einkaufen wollen, damit diese weiter bestehen können.
Lokale Geschäfte sind gefragt
Die Umsatzzahlen zeigen deutlich, dass die Nachfrage in lokalen Geschäften steigt. Im vergangenen Jahr, als die Bürgerinnen und Bürger im Vereinigten Königreich zwei Schließungen hinnehmen mussten, sanken die Gesamtausgaben der Verbraucher gegenüber 2019 um 7,1 Prozent. Laut Barclaycard-Zahlungsdaten verzeichneten lokale Geschäfte jedoch ein Umsatzwachstum von 29 Prozent.
Lokale Einkäufe expandierten in diesem Jahr sogar noch stärker. Laut den Zahlen von Barclaycard gaben britische Käufer im Mai 2021 im Vergleich zum Mai 2020 69 Prozent mehr bei lokalen Lebensmittel- und Getränkehändlern wie Metzgereien, Bäckereien und Lebensmittelgeschäften aus. Dies geschah, obwohl die Einkaufsbeschränkungen im Land einen Monat zuvor aufgehoben worden waren, und übertraf das allgemeine Wachstum der Verbraucherausgaben von 7 Prozent im Mai.
Große Einzelhändler eröffnen kleinere lokale Läden
Für die Kunden bieten lokale Geschäfte klare Vorteile. Geschäfte in der Nachbarschaft sind leicht zu erreichen und benötigen weniger Zeit zum Betreten und Verlassen als ihre großen Pendants. Ähnlich wie bei der Lieferung von Lebensmitteln oder Mahlzeiten auf Abruf bieten diese hyperlokalen Läden eine sofortige Verfügbarkeit und damit Bequemlichkeit. Diese Vorteile können den Nachteil eines kleineren Produktsortiments aufwiegen, was bei lokalen Geschäften oft der Fall ist.
Einzelhändler reagieren auf den Trend, erkennen ihre Chancen und setzen ihre Prioritäten neu. Schon vor der Pandemie hatten Unternehmen wie die Supermarktkette Target, die Sportmarke Nike und das Modehaus Nordstrom kleinere, lokale Geschäfte eröffnet. Dieser Trend hat sich noch beschleunigt. Vor einigen Monaten kündigte die französische Supermarktkette Système U an, dass sie bis 2024 fast 400 neue Standorte ihrer U Express Convenience Stores eröffnen will, derzeit sind es 800. Ikea, bekannt für seine autofreundlichen Standorte am Stadtrand, eröffnet 50 neue kleinformatige Läden in städtischen Gebieten auf der ganzen Welt, darunter auch in Queens, New York City. Die Anpassung von Produkten und Dienstleistungen an den lokalen Geschmack und das Erreichen neuer Zielgruppen sind für Ikea die Hauptgründe für die Eröffnung dieser kleineren, lokalen Geschäfte.
In einem Report fasst das Beratungsunternehmen BCG dies wie folgt zusammen: “Wo Verbraucher Wert auf äußerste Bequemlichkeit legen, müssen Einzelhändler ihren physischen Fußabdruck von großen, über weite Gebiete verteilten Läden zu einem dichten Netz kleinerer Läden in unmittelbarer Nähe des Verbrauchsortes weiterentwickeln.”
Hyperlocal services and delivery
Als “hyperlocal” werden auch Dienstleistungen und Produkte bezeichnet, die lokal erbracht und geliefert werden. Das können zum Beispiel Lebensmittel und Mahlzeiten sein, die online bestellt und sofort geliefert, auch unter “hyperlocal E-Commerce” oder Quick-Commerce bekannt. Beispiele finden sich in unseren früheren Artikeln über die Lieferung von Lebensmitteln und Geisterküchen erörtert.
Auch häusliche Dienstleistungen wie Gerätereparaturen, Reinigung und Körperpflege können als hyperlocal eingestuft werden. Unternehmen, die diese Dienstleistungen anbieten, stellen in der Regel ein Team von Mitarbeitern ein oder nehmen sie unter Vertrag, um in bestimmten geografischen Gebieten zu arbeiten, in denen eine hohe Nachfrage zu erwarten ist. Laut Allied Market Research wird sich der Markt für hyperlokale Dienstleistungen, zu dem auch Lebensmittel- und Lebensmittelbestellungen sowie Logistikdienste gehören, bis 2027 mehr als verdoppeln und 3,6 Billionen US-Dollar erreichen.
Lokale Angebote anpassen
Die steigende Nachfrage nach lokalen Produkten lässt viele Einzelhändler umdenken. Bei Standorten in klassischen Einkaufstraßen war die Kundenfrequenz traditionell die wichtigste Kennzahl, um das Potenzial des Standorts zu bewerten, während die demografischen Gegebenheiten in der Nachbarschaft eine untergeordnete Rolle spielten. Wenn sich ein Einzelhändler jedoch auf die Kunden vor Ort konzentriert, sind neben den Besucherzahlen in der Mikroumgebung auch Daten über die Einwohner wichtig und sollten bei der Standortbewertung berücksichtigt werden.
Die demografischen Gegebenheiten können auch bei der Anpassung des Produktsortiments eine Rolle spielen, wie das Beispiel von Ikea zeigt. Das Möbelhaus berücksichtigt, wie sich Stadtteile zusammensetzen und welche Vorlieben die Bewohner haben, um in jedem Gebiet das richtige Angebot zu schaffen. Der hyperlokale Trend ist so eng mit der Berücksichtigung des lokalen Geschmacks verbunden. Die Konzentration auf die Nachbarschaft ermöglicht es den Einzelhändlern, ihre Produktpalette zu straffen und nur das anzubieten, was in einem bestimmten Gebiet nachgefragt wird.
In Verbindung mit dem veränderten Konsum- und Arbeitsverhalten der Menschen nach der Pandemie kann das hyperlokale Einkaufen und die Erbringung von Dienstleistungen in Zukunft weiterhin ein wichtiger Trend für viele Einzelhändler sein.
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